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Categoria: Cultura
Pubblicato Mercoledì, 24 Novembre 2010 17:47

Ort und Erinnerung

Das steinerne Gedächtnis der Stadt München

Il museo dell’architettura della Pinakothek der Moderne ospita fino al 28 maggio la mostra dedicata a Monaco nel periodo nazista. Il capoluogo bavarese ebbe infatti un ruolo centrale soprattutto nella fase iniziale dell’attività politica di Hitler. La mostra propone un’ampia documentazione soprattutto fotografica delle varie fasi del nazionalsocialismo. Nell’articolo si sottolinea la discussa iniziativa monacense delle cosiddette “Stolpersteine” (tradotto alla lettera “pietre d’inciampo”), pietre cioè da inserirsi nel selciato cittadino che riportano dati personali di singole vittime della persecuzione nazista.

Jerzy Jurczyk

In der aktuellen Ausstellung des Architekturmuseums in der Pinakothek der Moderne wurde ausnahmsweise die Architektur nicht zum Hauptthema gemacht. Diesmal geht es nicht, wie gewöhnlich, um bahnbrechende neue architektonische Ideen oder um die monographische Darstellung der kreativsten Baumeister der Kunstgeschichte. In der Ausstellung „Ort und Erinnerung – Nationalsozialismus in München“, die das Architekturmuseum der TU München zusammen mit dem Stadtarchiv erarbeitet hat, wurden die wichtigsten Orte im Stadtraum erkennbar gemacht um das Geflecht des Nazi-Verbrechens zu zeigen.

Der Grund: München war wie keine andere deutsche Stadt besonders eng mit dem Nationalsozialismus verbunden. Hier gelang Adolf Hitler, dem gescheiterten österreichischen Kunst- Maler, ein unglaublicher Aufstieg vom ausgemusterten Gefreiten und Armeespitzel zum „Führer“ der größten Partei Deutschlands. In München wurden NSDAP, SA und SS gegründet. Die Führungskader wurden hier von politisch einflussreichen und finanzstarken Leuten aus den „besseren Kreisen“ gehätschelt und protegiert. Der künftige „Führer“ hat in den Bierkellern schnell massenhaft Gesinnungsgenossen - von seinen Hasspredigten begeistert - gefunden. Die bayerische Hauptstadt war bereits vor Hitlers „Erscheinung“ reif genug, um seine Ideen zu empfangen. (David Clay Large hat es in seinem Buch „Hitlers München. Aufstieg und Fall der Hauptstadt der Bewegung“ spannend und überzeugend geschildert.) Heute würde man in München gerne diese gesellschaftlichen Verbindungen vergessen, um das Bild von einer friedlichen Isar-Metropole – die angeblich von den Nazis für ihre Zwecke missbraucht wurde – aufrecht zu erhalten. Man ermöglichte den Nazis binnen unglaublich kurzer Zeit, ein fast lückenloses Netzwerk des Verbrechens und der Gewalt zu etablieren. Von München aus wurde das erste Konzentrationslager geplant und errichtet, und hier, in der „Hauptstadt der deutschen Kunst“, entwickelte sich der propagandistische Ausdruck der Partei.

Wer heute durch München geht, wird wenig über diesen wichtigen Teil der Stadtgeschichte erfahren. Steinerne Geschichtszeugen können als Orte des Erinnerns und des Lernens auch den nachfolgenden Generationen helfen zu verstehen, wie es zur Nazionalsozialismus kommen konnte. Deshalb hat Winfried Nerdinger, Leiter des Architekturmuseums, die Ausstellung konzipiert und ein Begleitbuch herausgegeben, um dem allmählichen Vergessen entgegenzuarbeiten. In der Pinakothek der Moderne wurde Architektur als steinernes Zeugnis einer Geschichte dargestellt, die schrittweise ihre Zeugen verliert. Die Ausstellung besteht aus acht Kapiteln: Vom Aufstieg der NSDAP über Verwaltung, Wirtschaft, Zwangsarbeit und Widerstand bis zur ideologischen Durchdringung. Für jedes der Themen wurden beispielhafte Orte ausgewählt, die man auf den hängenden Tafeln erklärt. Es wurden 100 Stationen dieses Netzwerkes gezeigt. Eine große Wandkarte demonstriert die Ungeheuerlichkeit seiner Dimension.

Im Nebenraum findet man aktuelle Fotografien und Publikationen zu Spuren im Stadtbild. Die Ausstellung vervollständigen zwölf Außenstationen zwischen Königsplatz, Haus der Kunst und Odeonsplatz. Es geht nicht um die Dokumentation der NS-Bauten, sondern darum, die Geschichte, die damit verknüpft ist, sichtbar zu machen.Nicht selten wurden deswegen auch die Orte gezeigt, wo es die ursprünglichen Bauten nicht mehr gibt. Auch sie sind Kriegsopfer geworden.
Nerdinger sagt in seiner Einleitung. „Weil Steine nicht von selber reden, müssen sie zum Sprechen gebracht werden. Gedächtnis funktioniert räumlich, darum ist es sinnvoll, Erinnerung topografisch zu organisieren. Mit dem Wissen um die Geschichte bewegt man sich anders durch die Stadt. Alle Spuren und Informationen können und sollen helfen zu verstehen, wie es dazu kommen konnte, dass in München 1919 etwas begann, das 1945 Zerstörung und millionenfachen Tod hinterließ.“ Die Ausstellung und den Katalog von Winfried Nerdinger sollte man als einen weiteren Anstoß zur Errichtung des von Münchner Bürgern initiierten, gewünschten und seit langem diskutierten NSDokumentationszentrums in München verstehen.
Ende letzten Jahres kündigte der Freistaat Bayern – nach jahrelangem Gerangel um einen geeigneten Ort – überraschend an, das Grundstück des ehemaligen „Braunen Hauses“ für ein Dokumentationszentrum zur Verfügung zu stellen. In diesem Zusammenhang wird die Ausstellung zu einem Teilaspekt des Vorentwurfs für die Dauerausstellung. Der Zeitplan für das Doku-Zentrum sieht so aus: 2006 Fertigstellung des inhaltlichen Konzeptes; 2007 das Ausstellungskonzept und Ausschreibung des Architektenwettbewerbes; 2010 der gewünschte Eröffnungstermin.

Die Planungsideen der Landeshauptstadt München und des Freistaats Bayern wurden so erklärt: „Gerade in den letzten Jahren ist festzustellen, dass sich die Erinnerungskultur in Bezug auf die nationalsozialistische Vergangenheit in Deutschland in einem Wandlungsprozess befindet. Es ist als notwendig erkannt worden, neben den bereits bestehenden Gedächtnisorten, die vor allem den Blick auf die NS-Opfer richten, auch die „Täterorte“ des Nationalsozialismus als Teil der Erinnerungskultur zu sehen. /.../ Mit dieser Einrichtung wird die Erinnerung an die NS-Zeit nicht nur topographisch verankert werden, die Auseinandersetzung wird zudem weitere und mit Sicherheit neue Dimensionen bezüglich der Funktion und Rolle Münchens als ehemalige „Hauptstadt der Bewegung“ erhalten. /.../ Diekritische Auseinandersetzung mit dem negativen kulturellen Erbe soll dabei den nachfolgenden Generationen als Mahnung dienen und helfen, das Bewusstsein für gesellschaftliche und politische Prozesse der Gegenwart nachhaltig zu schärfen.” Am 29. September 1938 wurde im „Führerbau“ an der Arcisstraße, in der Nähe vom Königsplatz, ein von Mussolini und Hitler vorbereitetes, „Münchner Abkommen“ unterzeichnet.


Heute befindet sich in diesem so unrühmlich vorbelasteten Gebäude die Hochschule für Musik und Theater. Im Herbst 2005 wurde dort die Installation „Stolpersteine“ gezeigt. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat seit 2000 über 5500 Steine in 97 deutschen Ortschaften angebracht. Darauf stehen die Namen von Deportierten und Ermordeten. Sie wurden mit einer kurzen Übersicht ihres Schicksals versehen. Mit 95 Euro kann jeder Bürger einen Stein sponsern. Demnig setzt die kleinen Mahnmale dann in Gehwegen vor Häusern ein, in denen die Verstorbenen einst wohnten. Für das Projekt verlieh Bundespräsident Horst Köhler am 4. Oktober 2005 Gunter Demnig den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. In München hat Demnig jedoch keinen guten Stand.

Die israelitische Kultusgemeinde der Stadt sprach sich vehement gegen das Gedenken mit Stolpersteinen aus und im Juni 2004 untersagte der Stadtrat die Verlegung der Steine. Die Begründung: Die Stadt wolle der Holocaust-Opfer nicht im Straßenschmutz gedenken. Dass die Steine mit Füßen getreten werden könnten, verletze die Gefühle jüdischer Menschen. Von Demnig ohne Genehmigung an der Mauerkircherstraße verlegte Stolpersteine ließ die Stadt entfernen. Überraschend ist also der Widerstand nicht – wie befürchtet – aus der rechtsradikalen Szene gekommen. Winfried Nerdinger hatte allerdings den Mut, Gunter Demnig, den Initiator des nicht unumstritten Projektes „Stolpersteine“, zu würdigen. Der Besucher erhält auch die Chance sich eine eigene Meinung zu bilden. Neben den Fotos der verbotenen Stolpersteine aus der Mauerkircherstraße und einer Information über das Projekt (im Internet abrufbar unter www.stolpersteine-muenchen.de) wurde auch ein Fernseh-Bericht des Kultur-Magazins „Capriccio“ gezeigt.


Übrigens gibt es im Stadtmuseum die ständige Abteilung „Chiffren der Erinnerung – Nationalsozialismus in München”. Die Ausstellung ist ganz auf München konzentriert und beginnt mit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 und endet 1945. Das Konzept orientiert sich an der Frage, was diese Stadt von anderen Städten in Bezug auf den Nationalsozialismus unterscheidet. Es ist als Informationsgrundstock gedacht, der durch weitere Ausstellungsangebote und Diskussionsveranstaltungen in der Stadt vertieft werden sollte. Damit gemeint ist auch das Münchner Jüdische Museum, das als Teil des neuen architektonischen Ensembles am St.- Jakobs-Platz am 22. März 2007 eröffnet wird. Warum also diese Angst vor den „Stolpersteinen“, die die Verwandten der Verfolgungsopfer und die Bürger – wie in vielen anderen deutschen Städten – gerne stiften möchten?

(2006-2 pag 18)

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