Dettagli

Im Zeichen der Schnecke

Gut, sauber, fair – Buono, pulito e giusto. Slow Food in Deutschland

Il movimento ”Slow food” venne fondato in Italia 20 anni fa subito dopo l’apertura a Roma del McDonald di Piazza di Spagna. Da allora si è diffuse in molti Paesi e si batte per “la tutela del diritto al piacere; esso promuove, comunica e studia la cultura del cibo in tutti i suoi aspetti”.

Ernesto Haase, Amateurkoch und Anhänger der Slow Food Idee

Im September sind in einem Geflügelbetrieb in der Oberpfalz über 200.000 Enten auf Grund der Vogelgrippe „gekeult“ worden. Widerwärtiges, unwürdiges Tierleben endet in Massenvernichtung. Der Verbraucher wendet sich angeekelt ab und wird kein Entenfleisch mehr essen - bis Kirchweih, wenn auf den Kreidetafeln vor den bayrischen Wirtshäusern wieder steht: „1/2 Bauernente mit Knödeln € 5,90“. Die Schnäppchen-Mentalität wird wieder Oberhand gewinnen, wenige werden daran denken, aus welcher „Nahrungsmittelproduktion“ Tiere stammen, die für diesen lächerlichen Preis auf den Tisch kommen.

Deshalb gibt es und brauchen wir Slow Food. Slow Food verkauft keine Produkte, sondern eine Idee: Ernährung soll sich auf ihre Wurzeln besinnen, Produkte von guter Qualität verwenden und diese sorgfältig zubereiten. Als Anhänger der Slow Food Idee will ich wissen, woher die Lebensmittel kommen, die auf meinem Teller landen. Was ich esse, soll nach Möglichkeit regionalen Ursprungs sein und ich bin gewillt, den Bauern, Bäckern, Metzgern, Winzern und Brauern einen angemessenen Preis für das zu bezahlen, was sie mit ihren Händen herstellen.

 

Um das zu erreichen, braucht es Netzwerke von Gleichgesinnten. Das sind die örtlichen „Convivien“ oder Tafelrunden von Slow Food. Der „Stern“ hat das so beschrieben: „Die Mitglieder treffen sich, um sich bei Essen und Trinken den Kopf zu zerbrechen über Essen und Trinken“. Das ist etwas überspitzt, denn die Freude am guten Essen steht im Vordergrund. Slow Food Deutschland spricht deshalb immer vom „Genuss“ und vom „genießen“, doch halte ich dies für missverständlich: Deutsche assoziieren das zu oft mit Hummer und Gänseleber. Dabei suchen die meisten Slow Foodies bloß Bäcker, die ein gutes Brot aus anständigem Getreide backen; machen Umwege, um zu einem glücklichen Huhn aus tierwürdiger Aufzucht zu kommen; holen von weit entfernten Märkten Kartoffeln der von der Saatgutindustrie bedrohten Sorte „Linda“ und reisen für einen sauberen Wein durch halb Deutschland zu einem engagierten Winzer.


Der Slow Food Gedanke wurde vor 20 Jahren in Italien geboren. Oft hört man dazu die Geschichte, dass der Beginn von Slow Food aus einem Buffet traditioneller Gerichte bestand, das als Protest gegen die Eröffnung des ersten McDonald’s vor der Spanischen Treppe in der Città Eterna aufgebaut wurde.


Der Vater des Gedankens und Vorkämpfer für „das Recht auf Genuss“ - „il diritto al piacere“ heißt Carlo Petrini, von der Bewegung gefeiert als charismatischer Führer, der seine Organisation streng führt wie eine persönliche Firma. Für den kritischen Betrachter drängt sich der Vergleich mit dem Personenkult um einen Guru auf. Petrinis’ Abhandlungen und Texte sind nicht nur wegen der miserablen Übersetzungen schwer zu verstehen.

So ist leider aus dem griffigen Buchtitel „Buono, pulito e giusto“, dem Destillat seiner gastronomischen Philosophie, das blasse deutsche „Gut, sauber, fair“ geworden. 40.000 Mitglieder hat Slow Food in Italien, organisiert in 350 Convivien, deren „Fiduciario“ - wie ein Kaplan in einer katholischen Gemeinde - jeweils von der Leitung im Piemont eingesetzt wird (www.slowfood.it). Falls der nächste Papst aus dem Piemont kommt, ist Petrinis’ Seligsprechung keine Frage.


Dagegen sieht die in letzter Zeit stark gewachsene deutsche Gemeinde mit 7.000 Mitgliedern in über 60 Convivien noch eher bescheiden aus. (www.slowfood.de). Sie will einen demokratischen Stil, aber Slow Food Deutschland hatte leider noch nie das Glück einer längeren Phase stabiler Verhältnisse. Es gab gewagte, für den Verein ruinöse Projekte, und darüber hinaus war und ist man dann heillos zerstritten und diskutiert nicht gerade „gut, sauber und fair“.

Das stetige Wachstum trotz Führungsproblemen ist leicht zu erklären: Die Slow Food Idee ist wegen der andauernden Lebensmittelskandale ein rettender Weg für den bewussten Verbraucher. Deshalb genießt Slow Food in der Öffentlichkeit ein ausgezeichnetes Image trotz des schlechten Managements.


Der Leser von INTERVenti als Interessent der gegenseitigen Vermittlung italienischer und bayerischer kultureller Werte sollte trotzdem nicht zögern, sich der Slow Food Bewegung anzuschließen. Er unterstützt damit das Streben nach besseren Nahrungsmitteln in der Region.

Zusammen mit anderen Mitgliedern forscht man nach Wirtschaften und Restaurants, in denen noch bodenständige Küche auf der Basis regionaler Zutaten zu einem akzeptablen Preis geboten wird. Es gibt sie noch. Besuchen Sie beispielsweise das „Wirtshaus und Tafernwirtschaft zum Haderecker“ im Graßlfinger Moos (www.genussfuehrer-oberbayern.de) und überzeugen Sie sich selbst.

Als Mitglied unterstützen Sie das Projekt „Arche des Geschmacks“, mit dem vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen und Pflanzen sowie handwerkliche Lebensmittel am Leben erhalten werden. Beispiele aus der Region sind das Murnau-Werdenfelser Rind, der Ostheimer Leberkäs, der es immerhin auf die Speisekarte der Bundesbahn geschafft hat, der großartige Schaumwein aus der Champagner-Bratbirne von der Schwäbischen Alb oder der äußerst intensive Weißlackerkäse aus dem Allgäu, der nur noch von einem einzigen Hersteller fabriziert wird (www.slowfood.de/arche/)

Sie fördern das Netzwerk “Terra Madre“, in dem neben vielen anderen Projekten außerhalb Europas auch die Kooperation „Libera Terra“ in Sizilien vertreten ist. Dort wurde den Mafiabossen enteigneter und dann brachliegender Grund den Gemeinden für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt. Heute wird er von Genossenschaften mit Unterstützung von Slow Food nach ökologischen Grundsätzen bewirtschaftet (www.liberaterra.it).

In Deutschland hat im Juni zum ersten Mal eine eigene Slow Food Messe stattgefunden, die zur ständigen Einrichtung werden soll. Daneben ist Slow Food auch der „ideelle Träger“ von Food & Life, einer Messe für Genießer und bewusste Verbraucher vom 06. bis 09.12.2007 parallel zur Handwerksmesse in München (www.foodlife.de). Auch eine Slow Bier in der Oberpfalz hat schon stattgefunden. Dann gibt es die großen internationalen Veranstaltungen wie den Salone del Gusto in Turin, die Cheese in Bra im Piemont und Slow Fish in Genua (alle unter www.slowfood.it).

Schließlich und endlich bekommt man mit dem Mitgliedsbeitrag auch vierteljährlich das deutsche Slow Food Magazin. Zwar ist die Redaktionsleiterin eine Anhängerin von Kraut und Rüben und in der letzten Ausgabe findet eine Journalistin, dass Tomaten am besten auf einem Roggen-Butterbrot schmecken (kannst nix mach’n, san halt Preissn), aber im Großen und Ganzen ist das Magazin eine sehr informative Zeitschrift unter dem Motto „Genießen mit Verstand“.

Die Idee ist so zeitgemäß wie kaum eine. Dafür lohnt es sich, dabei zu sein.

2007-4 pg 34



Joomla Plugin
   
Cookies make it easier for us to provide you with our services. With the usage of our services you permit us to use cookies.
More information Ok Decline